Faszination TechnikDas Fotografieren an sich ist ja schon eine wunderbare Sache - allerdings kann man dabei Gefallen an verschiedensten technischen Gerätschaften finden. Obwohl am banal klingenden Spruch "Der Fotograf nimmt ein gutes Foto auf - nicht die Kamera" gewiss auch eine Wahrheit zu erkennen ist, ist es eine wunderbare Sache, verschiedenste Kameras und Objektive zu testen und die technischen Fortschritte zu entdecken. Denn es ist, neben dem Können des Fotografen, auch die Kamera und das Objektiv, welche gewisse Aufnahmen ermöglichen können. Zumindest kann ich mich für Neuvorstellungen oftmals begeistern, da es faszinierend ist, welche Möglichkeiten sich durch die stetige technische Weiterentwicklung ergeben. Dabei scheue ich mich auch nicht, andere Kamerasysteme zu inspizieren. Reine Neugier und Interesse an der Technik. Das Nachfolgende beschreibt den typischen Einsatzbereich einer 35 mm Brennweite aus meiner Sicht; skizziert das Angebot an verfügbaren 35 mm Objektiven; ehe sich dann der subjektive Erfahrungsbericht zum 35 "ART" anschließt. Die Betonung liegt hierbei auf subjektiv - ein wissenschaftlicher Anspruch mit Testchart und anschließenden "Pixelpeeping" wird dieser Beitrag nicht genügen. Diese Testaufbauten wurden bereits zur Genüge von diversen Testseiten und Anderem durchgeführt, auf welche im Beitrag auch hingewiesen wird. Die Straßenfotografie ist ein Bereich der Fotografie, der mich zu begeistern weiß. Das realitätsnahe und authentische Festhalten von Alltagsszenen und dem städtischen Leben in Form von Fotografien ist als Fotograf mit Hang zu der Peoplefotografie besonders reizvoll. Eine genauere Erläuterung dieses Genres habe ich in einem vergangenen Beitrag beschrieben. Betrachtet man die bekanntesten Werke im Bereich der Streetfotografie, fällt auf, dass ein Großteil dieser Aufnahmen mit einer Brennweite von 35mm aufgenommen wurden. Ebenfalls weit verbreitet in diesem Bereich: eine Leica Messsucherkamera. Beim Hersteller Leica handelt es sich um einen traditionsreichen deutschen Hersteller, der 2005 nur knapp der Insolvenz entgangen ist. Die äußerst robusten Leica Messsucherkameras haben drei evtl. auch vier Alleinstellungsmerkmale: - Kleinbildkamera mit einer bisher unerreichten Kompaktheit von Kamera und Objektiv - Messsucher und die ausschließliche Verwendung manueller Objektive (d.h. kein Autofokusmodul bzw. Autofokusantrieb vorhanden) - hochlichtstarke und enorm kompakte Festbrennweiten mit exzellenter Abbildungsleistung - hohe Anschaffungskosten Aufgrund der Kompaktheit und der damit verbundenen Unauffälligkeit der Kamera, eignet sich diese Kamera hervorragend für den Reportage und Street Aufnahmebereich. Trotz Kleinbildkamera und hochlichtstarken Objektiven, ist eine derartige Kombination nicht auffälliger als eine etwas größere Kompaktkamera - demnach wird der Nutzer dieser Kamera vielmehr als Tourist angesehen und in der Folge nicht weiter beachtet. Das Einfangen unverfälschter und authentischer Alltagssituation ist hierdurch besonders gut möglich. Die Brennweite von 35 mm stellt einen gelungenen Kompromiss aus einer verzerrungsarmen Darstellung einerseits und einer Einbeziehung der Umgebung durch den leichten Weitwinkelbereich andererseits dar. Deshalb sind einige bekannte Kriegsfotografien mit einer Leica Kamera und einem 35mm Objektiv entstanden. Da - wie bereits erwähnt - 35mm relativ verzerrungsfrei den menschlichen Blickwinkel wiedergeben, eignet sich diese Brennweite vorzüglich für eine möglichst unverfälschte Darstellung der festzuhaltenden Situation. Etwas verzerrungsarmer und ähnlicher am menschlichen Blickwinkel wäre ein 50mm Objektiv - allerdings wirkt hier das Motiv oftmals aus der Umgebung gerissen. Ein Umstand, der bei Reportagefotografie nicht tragbar wäre, da die Umgebung meist oder immer elementar für die Bildaussage ist. Aus Geschichtsbüchern und den Medien ist eines der bekanntesten Kriegsfotografien dem Großteil der Bevölkerung bekannt: Das Bild des 9 Jährigen Mädchens, dass im Juni 1972 nach einem amerikanischem Napalmangriff im Vietnam flüchtet. Aufgenommen wurde dieses berührende Foto, dass die Auswirkungen und das Leid des Krieges auf die Zivilbevölkerung beschreibt, mit einer Leica Kamera - und einer Brennweite von 35mm. Reportage- & Streetbrennweite schlechthin: 35mmGroße Auswahl an 35mm objektiven- 35L f/1.4 USMNun gut. Eine kompakte Leica Kamera kann ich nicht mein Eigen nennen. Allerdings fasste ich den Entschluss, für meine Canon EOS 6D eine lichtstarke 35mm Brennweite anzuschaffen. Es gibt so einiges an Auswahl: Da wäre zum einen das 35L f/1.4 USM aus Canons professioneller L-Serie mit dem charmanten roten Ring. Vorgestellt wurde das Objektiv im Jahr 2003. In Verbindung mit der 5DM3 oder gar 1DX wird dieses Objektiv sehr gerne von Berufsfotografen als lichtstarke Linse bei Aufnahmen mit Reportagecharakter - gerade auch in ferneren Ländern, eingesetzt. Canons L-Serie verbindet man zu Recht mit guter Haptik, wunderbare Verarbeitung, ausgezeichneter Abbildungsleistung und oftmals auch mit einer speziellen Abdichtung, welcher "Wetterfestigkeit" zugesagt wird. Es ist schon sehr verwunderlich, dass gerade bei einem Reportageobjektiv, welches oft widrigsten Bedingungen trotzen muss, auf eine solche Abdichtung verzichtet wurde. Und selbst in Sachen Abbildungsleistung ist dieses in die Jahre gekommene Objektiv nicht auf der Höhe der Zeit: Berichte über chromatische Aberrationen, unscharfen Rändern und selbst einem matschigen Zentrum bei Offenblende häufen sich. Auch ich war bei einem Vergleichstest überrascht, welch schwaches Auflösungsvermögen diese Linse - vor allem im Randbereich zu Stande bringt. Für einen Preis von satten 1.200 EUR darf man hier mehr erwarten. Das deutlich günstigere 35 f/2.0 IS USM, welches im Jahr 2013 vorgestellt wurde, ist bei Offenblende erheblich und sichtbar schärfer und kann das gute Auflösungsvermögen auch bis in den Randbereich aufrecht erhalten. Zu berücksichtigen ist natürlich, dass das 35L gegenüber dem 35 f/2.0 IS USM eine Blende lichtstärker ist, und somit einer komplizierteren Konstruktion unterliegt - allerdings kann das 35L selbst abgeblendet nicht mit der Leistung des schärferen 35 f/2.0 IS USM mithalten. Bei einem großen Filterdurchmesser von 72 mm ist das 35L bedingt durch das Kunststoffgehäuse mit einem Gewicht von 580 gramm für ein hochlichtstarkes Objektiv sehr gering. Unter den f/1.4 Objektiven stellt es das leichteste Objektiv auf dem Markt dar. Bezüglich der Leistungen im Bereich der Kontrastwerte, dem Bokeh und vor allem auch des schnellen Autofokusantriebs kann das 35L hingegen wieder überzeugen. Um einen Eindruck über die verschiedenen Festbrennweiten im Brennweitenbereich 35 mm vermitteln zu können, werden nachfolgend die Eigenschaften der einzelnen Optiken näher beleuchtet. Die Erkenntnisse beruhen auf eigenen Erfahrungen aus der Praxis (35 f/2.0, 35L, 35 ART) und auf den Testergebnissen diverser Vergleichsplattformen. - 35 f/2.0 IS USMBereits im Text angedeutet, ist das wesentlich günstiger erhältliche 35 f/2.0 IS USM das modernere Objektiv. Und man kann deutlich erkennen, dass sich zehn Jahre Entwicklungszeit insbesondere in Sachen Auflösungsvermögen positiv bemerkbar machen: Das 35 f/2.0 IS USM ist erheblich schärfer und kann diese Schärfe mit kleinen Abstrichen bis im Randbereich aufrechterhalten. Die Größe des Objektives ist erfreulicherweise als kompakt zu beschreiben. Ein Objektivdurchmesser von 67 mm und ein Gewicht von 335 gramm ist für eine Festbrennweite mit hoher Lichtstärke in Ordnung. Es stellt sich die Frage, ob man bereit ist, für ein f/2.0 Festbrennweitenobjektiv im Normalbrennweitenbereich - welche viele Zoomobjektive bereits mit einer Blende von f/2.8 abdecken - knapp 500 EUR zu investieren. Die höhere Lichtstärke von "nur" einer Blende wäre mir hier zu wenig, da man durch die feste Brennweite auch die Flexibilität eines Zooms einbüßen muss. Erwähnenswert und einzigartig in diesem Brennweitenbereich ist der eingebaute 4-stufige Bildstabilisator, der bei statischen Motiven eine längere Belichtungszeit aus der Hand ermöglichen kann. Die Leistung dieses IS, ist mit dem Bildstabilisator des 24-105L f/4.0 IS USM vergleichbar. Dieses Objektiv sollte sich daher besonders für DSLR Filmer eignen. Zumal hohe Freistellung in diesem niedrigen Brennweitenbereich technisch bedingt schwierig zu erreichen ist, ist man hier auf besonders hohe Lichtstärke angewiesen, falls man diesen Effekt wünscht. - ZEISS DISTAGON 35 f/1.4Der Vollständigkeit halber, soll das manuelle Zeiss Distagon nicht unerwähnt bleiben. Hier sind die Attribute groß, schwer, teuer und enorm scharf wohl sehr passend. Das Zeiss Distagon gilt als Referenz in Sachen Abbildungsleistung und Auflösungsvermögen. Diese kompromisslose Auslegung der Linse auf die Abbildungsleistung schlägt sich dann aber auf das Gewicht, den Abmessungen und den Preis nieder. Satte 820 gramm bringt das Distagon auf die Waage und mit einem Filterdurchmesser von 72mm ist das Objektiv alles andere als kompakt. Im direkten Vergleich mit dem 35 f/2.0 IS USM, wirkt das Distagon geradezu unheimlich. Deutlich wird das an dieser maßstabsgetreuen Gegenüberstellung. Auch der hohe Preis in Höhe von 1.600 EUR fügt sich in dieser Auflistung passend ein. Zudem ist erwähnenswert, dass es sich - typisch für Zeiss Optiken - um manuelle Objektive ohne Autofokusmotor handelt. Seit Ende 2012 gibt es nun eine Alternative aus dem Hause Sigma. Beim Namen "Sigma" handelt es sich um einen Hersteller, der in der Vergangenheit immer wieder in der Kritik stand, da unter den ausgelieferten Objektiven immer wieder fehlerhafte Exemplare mit Front- oder Backfocus zu finden waren. Auch in Foren und Rezensionen konnte man häufig diese Erfahrungsberichte lesen. Das Sigma 35mm f/1.4 DG HSM "ART" gehört zur neuen ART-Serie des Herstellers. Dabei handelt es sich um eine Produktreihe, die durch optisch und haptisch herausragenden Objektiven brillieren kann. Diese Sigma Objektive, können sich, insbesondere hinsichtlich der Abbildungsleistung, mit den unübertroffenen manuellen Objektiven von Zeiss messen - zu einem deutlich günstigeren Preis. Verschiedenste Tests belegen dies und bescheinigen der ART-Serie überragende Abbildungsleistungen, die auf dem Niveau der genannten Zeiss Optiken rangiert. Selbst bei Offenblende besticht das Sigmar ART Objektiv durch eine beeindruckende Schärfe, die sogar in den Randbereichen kaum nachlässt. Die Testcharts und Direktvergleiche von Zeiss und Sigma Linsen können beispielsweise unter diesen externen Link eingesehen werden. - Sigma 35 f/1.4 HSM DG "ART" o Verarbeitung & HaptikAuch haptisch unterstreicht Sigma, dass man es Ernst meint: Das Objektiv ist aus Metall gefertigt und besticht durch eine grandiose Haptik und Wertigkeit. Tatsächlich ist es so, dass ein 24-105L f/4.0 IS aus Canons L-Serie einen nahezu "billigen" Eindruck hinterlässt. Auch die Verarbeitung ist tadellos. Die Konstruktion aus Metall bringt jedoch ein stattliches Gewicht von 665 gramm zu Stande und ist somit merkbar schwerer als das aus Kunststoff gefertigte 35L USM. Dass das 35er "ART" zu den schwereren Festbrennweiten einzuordnen ist, wird deutlich, indem man das 35er mit einem 100er Teleobjektiv vergleicht. Das 100L f/2.8 misst in der Länge mehr als das 35 "ART" - allerdings ist der Objektivdurchmesser erheblich kleiner und das Objektiv ist aus Kunststoff gefertigt. So bringt das 100L f/2.8 trotz höherer Brennweite 40 gramm weniger Gewicht auf die Waage. Hochlichtstarke Objektive mit Blende f/1.4 sind durch den großen Objektivdurchmesser schwerer, obwohl die Brennweite erheblich kürzer ist. o Schärfeleistung in der PraxisAuch in der Praxis kann das Ergebnis, selbst bei Offenblende von f/1.4, beeindrucken und präsentiert eine für unmöglich gehaltene Schärfeleistung. Selbst an den Bildecken nimmt die Schärfe nur minimal ab. Dies lässt sich jedoch nur durch einen genauen Vergleich in einer 100 Prozent Ansicht erkennen. Nachfolgendes Deckengemälde wurde mit Blende f/1.4 aufgenommen und glänzt mit Detailreichtum einschließlich der Randbereiche. Bei der Aufnahme wurde kein Stativ genutzt. Leichte Bearbeitung (Anhebung von Schärfe, Tonwertkorrektur, Anhebung Kontrast und Schwarzwerte, keine Objektivkorrektur -> Randabschattung bei f/1.4) Diese Aufnahme ist entstanden, um das enorme Auflösungsvermögen des 35 "ART" bei Offenblende zu demonstrieren. Natürlich würde durch Abblenden ein schärferes Ergebnis resultieren und zur Vermeidung der Randabschattungen beitragen. o Randabschattung & Vignettierung |
Florian RiedlFOTOGRAFIEN
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February 2020
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