Da wurde mir Ende Juni 2019 auf Instagram dieses Tourplakat angezeigt. Die kanadische Sängerin Avril Lavigne würde in Nordamerika mit ihrem neuesten Album auf Tour gehen. „OCT 01 - New York, NY“ stand da in großen weißen Lettern geschrieben. Nach jahrelanger Bühnenabstinenz war lange Zeit nicht gewiss, ob es nach den großen Erfolgen in den frühen 2000er- Jahren jemals wieder eine Tour geben würde. Rückblick Oktober 2018. Da erscheint nach jahrelanger Stille um diese Sängerin mit „Head Above Water“ eine neue Single, ehe dann ein paar Monate später das gleichnamige Album folgen würde. Und ich hätte zu diesem Zeitpunkt nicht im Traum daran gedacht, dass ich nur ein knappes Jahr später auf einem Konzert dieser Künstlerin sein würde. Und noch weniger dachte ich, dass eben dieses Konzert in New York vor atemberaubender Kulisse auf einer Dachterrasse zwischen Brooklyn Bridge und der Skyline Manhattans sein würde.
Nochmals Rückblick - dieses Mal in das Jahr 2002. In einem Kinderzimmer kommt der Klang des ersten Albums dieser Künstlerin „Let Go“ aus den Lautsprechern dieser kleinen silberfarbenen Stereoanlage, die es längst nicht mehr gibt. Diese eine CD war die erste, die ich mit meinen zehn Jahren jemals selbst besessen hatte. Meine ältere Cousine und ich hatten sie zusammen gekauft und ich kann mich heute noch daran erinnern, dass wir die neue Scheibe, die noch so viele Male abgespielt werden würde, noch im Auto – einen blauen VW Polo 6N - angehört hatten. In der Folge hörte ich dieses Album zig Male und konnte die Liedfolge auswendig. Ja - das war ein kleiner Star für mich. 2004 und 2007 folgten dann zwei weitere Alben, die ich ebenfalls sehr gerne hörte. Irgendwann nach dieser Zeit verlor sich dann das Interesse an dieser Musik etwas. Bis - ja bis - da im Juli 2017 in der Autoplay-Funktion auf YouTube dieses Video einer akustischen Livesession aus dem Jahr 2002 abgespielt wurde, die ich natürlich nicht kennen konnte, da es damals so etwas wie YouTube nicht gegeben hatte. Und da war sie wieder da - diese Erinnerung an diese Musik aus der Kindheit. In den folgenden Monaten hörte ich die „neueren“ Alben aus den Jahren 2011 und 2013 und wie der Zufall es wollte, kam dann in diesem Jahr ein neues Album heraus. Das war eine sehr persönliche Reise, die zurück zu den Anfängen dieser außergewöhnlich guten und erfolgreichen Künstlerin führte und mich an meine Kindheit erinnert. Bereits aus diesem Grund war diese New York Reise für mich eine ganz Besondere - diese Musikerin nach all den Jahren einmal live sehen zu können, war ein besonderes Erlebnis. Und ich denke, dass es dem Großteil der etwa 2.500 Konzertbesucher ähnlich erging. Nun ist New York aber eine Stadt, für die es sich unabhängig davon lohnt, einen längeren Flug in Kauf zu nehmen. Einige weltbekannte Sehenswürdigkeiten gibt es in der acht Millionen Metropole zu besichtigen. Times Square, Brooklyn Bridge, Manhattan Bridge, die Freiheitsstatue, Central Park mit Strawberry Field und das Empire State Building - um nur Einige zu nennen. New York hat etwas Beeindruckendes - es ist neben den typisch gelben Taxen, den Hochhäusern, den flauen graufarbenen Fassaden dieser lebendige Zeitgeist, der diese Stadt auszeichnet. Und irgendwie ist es so, dass die Stadt – gerade der Stadtteil Manhattan - bereits derart vertraut wirkt. Mit Sicherheit haben die zahlreichen bekannten Kinofilme - die teilweise oder gänzlich in New York gedreht wurden - einen Anteil daran. Aber auch die Bilder der Terroranschläge brannten sich damals in meinen Kopf ein. Bilder von zwei brennenden Türmen vor diesen strahlend blauen Himmel. Ein wolkenloser Himmel mit einem derart intensiven türkisblau, der derart markant ist und für mich zum Symbol für dieser Ereignisse wurde. Nachdem ich den Flug und die Einreisekontrolle hinter mich gebracht hatte, stand ich da mit meinem Rucksack und der Kamera im Gepäck vor dem Ausgang des JFK-Flughafens. Es war bereits dunkel geworden und ich konnte nicht fassen, dass ich nun tatsächlich in dieser bekannten Stadt sein würde, von der man über die Jahre im Vorfeld bereits so viel gesehen und gehört hat. Nach eineinhalb Stunden kam ich dann in meinem Hotelzimmer in Brooklyn an. Ich hatte kurzerhand ein Hotel in diesem Teil der Stadt gebucht, da die Unterkünfte dort schlicht und ergreifend günstiger sind, als im teuren Manhattan. Im Nachhinein las ich in einem Blogeintrag eines anderen Fotografens, dass Brooklyn unbedingt sehenswert wäre, da es sich bei diesem Stadtteil um das „echte“ bzw. „eigentliche“ New York handeln würde. Und tatsächlich - das Straßenbild Brooklyns unterscheidet sich doch ganz erheblich von dem Manhattans. Mit großen Erwartungen und voller Vorfreude auf die nächsten viereinhalb Tage in New York ging dieser Anreisetag zu Ende. Bereits am Abend nach der Anreise war dann dieses Konzert, welches ich heute - knapp drei Wochen danach - beim Schreiben dieses Eintrags nicht richtig einzuordnen weiß. Zu unwirklich die Tatsache, dass ich 17 Jahre nach dem ersten Kontakt mit dieser Musik tatsächlich auf einem Live-Konzert dieser Sängerin war. Zu überwältigend die Atmosphäre auf der Dachterrasse des „Pier 17“ mit einem Blick auf die hell erleuchtete Skyline Manhattans. Wahnsinn, diese Stimmung. Euphorisierend, die Stimmen hunderter von begeisterter Konzertbesucher, die textsicher zu Klassikern wie „Complicated“ (2002), „I´m with you“ (2002) oder „He Wasn´t“ (2004) mitsangen. Selten habe ich eine solche Euphorie und eine solche Verbundenheit auf einem Konzert erlebt. Musik schafft es einfach immer wieder, starke Emotionen hervorzurufen. Aber auch die Stadt selbst zog mich mit ihrem Charme in ihren Bann. Im Vorfeld war ich mir darüber im Klaren, dass ich meine Eindrücke jedenfalls auf ein paar Fotos festhalten wollte und mit einer schönen Bildstrecke zurückkommen wollte. Eine genaue Vorstellung darüber hatte ich nicht - ich wollte mich einfach auf die Stadt einlassen. In einer derart imposanten Stadt ist es überhaupt die beste Möglichkeit, sich einfach treiben zu lassen. Nicht planbar sind die Lichtstimmungen, die sich plötzlich in den Häuserschluchten ergeben. Oder die farbenprächtigen Spiegelungen der Leuchtreklameanzeigen, die sich aufgrund eines schlagartig einsetzenden Starkregens am Times Square ergeben. In einer solch pulsierenden Stadt, wie New York City sie eine ist, ist das Fotografieren von Alltagszenen auf den Straßen überhaupt ganz besonders reizvoll. Menschen mit ihren - heute noch modernen - Kleidungsstilen sind zusammen mit den imposanten Gebäuden unterschiedlicher Architekturstile ein Beleg für das Leben in der aktuellen Zeit - in 2019. Stellvertretend stehen sie für einen Zeitgeist, der bereits in zehn, zwanzig Jahren als „vintage“ gelten wird - ähnlich, als würde man heute zum Beispiel auf die Zeit der 90er-Jahre zurückblicken. Es sind Aufnahmen mit diesem dokumentarischen Charakter, die diesen Alltag und diesen Zeitgeist für immer festhalten. Die Zeit schreitet unaufhörlich voran. Die Menschen werden älter; kommen und gehen. Das Einzige das bleibt, ist die Erinnerung. Die Erinnerung an die Kindheit, die Jugend an einen Menschen oder was auch immer. Besonders gefreut habe ich mich, auch ein bisschen Porträtfotografie umsetzen zu können. Mit Emily traf ich mich an einem Abend am Empire State Buildings und wir beschlossen, ein paar Aufnahmen an der bekannten Radio Music City Hall und um den Bereich des Times Squares aufzunehmen. Als eine - in Manhattan geborene und lebende - Amerikanerin konnte mir Emily ein paar Sachen zum Leben in Manhattan erzählen, sodass das nebenbei auch eine interessante und aufschlussreiche Unterhaltung war. Bei bestem Licht konnte ich an einem Nachmittag Agata fotografieren. Nachdem wir uns in einem Cafe getroffen hatten, in welchen ich den intensivsten und fruchtigsten Kaffee überhaupt getrunken habe, liefen wir im Bereich des One World Trade Centers die kleinen Gässchen entlang und konnten in den folgenden zwei Stunden einige Fotos aufnehmen. Und obwohl ich dieses Stadt bereits seit Ewigkeiten besuchen wollte, habe ich bisher eine Reise bewusst aufgeschoben, um mir die Vorfreude aufrecht zu erhalten. Dank dieses wahnsinnig guten Konzertes hätte es nun keinen besseren Zeitpunkt geben können. Am Ende dieser Reise stand dann der elfstündige Rückflug an. Mit unzähligen Eindrücken und knapp 1.000 Fotos im Gepäck. Reduziert auf die nachfolgende Bildstrecke 114 Aufnahmen. Nach knapp 140 fußläufig gelaufenen Kilometern laut Schrittzähler-App des Handys. Und mit einer Sehnsucht. Einer Sehnsucht, die man nicht beschreiben kann, nach was man sich eigentlich sehnt. Ja, diese Stadt hat etwas sehr Besonderes.
DER ABSPIELTIPP
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Florian RiedlFOTOGRAFIEN
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February 2020
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